Ich habe mir lange überlegt, ob und was ich über mich und die Photographie schreiben soll.
Dann wollte ich doch ein paar Gedanken dazu loswerden, auch wenn schon über alles geschrieben worden ist. Das ist wie bei der Photographie, es wurde schon alles fotografiert, nur nicht von jedem.
In all den Jahren, in denen ich mir die Kamera vor die Nase gedrückt habe, war ich immer auf der Suche nach dem perfekten Bild, der klasse Stimmung, der schönsten und interessantesten Seite bei Menschen oder den beeindruckensten Emotionen.
Auf dieser Suche nach dem perfekten Bild bin ich immer noch, zum Glück, denn wenn ich es hätte würde ich die Kamera an den Nagel hängen.
Aber ich bin mir sicher, genau so ein Bild noch nicht gemacht zu haben. Ich war bestimmt bei vielen Aufnahmen nah dran und ich habe ein paar Bilder, bei denen ich auch jetzt noch nichts anders machen würde. Dennoch ist bis jetzt DAS Bild noch nicht dabei. Auch kann ich nicht sagen, was das Beste meiner Bilder ist.
Genau dieser „Zustand“ hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich wollte wissen, warum das so ist.
Jetzt weiß ich, nach meiner Foto-Ausbildung am ILS, meiner langjährigen Tätigkeit als Dozent für Photographie, als Mitglied und Vorstand im Fotoclub, als Juror diverser Ausstellungen und Teilnehmer an vielen Workshops und Exkursionen, wie ein perfektes Bild theoretisch ausschauen soll. Bildaufbau, Goldener Schnitt, Linienführung, Perspektiven, Farbenlehre, über das alles hat man viel gelesen, gehört und gesehen. Trotzdem werden nur 5% – 10% der Bilder die man macht brauchbare Bilder, wenn überhaupt.
Wenn ich eines gelernt habe, Bilder/Kunst ist subjektiv und eine reine Objektivität gibt es nicht. Denn welches „Subjekt“ will denn objektiv sein? Selbst in der Schöpfungsgeschichte der Bibel sah Gott sein Werk an und er fand, dass es gut war. Aber ich bezweifle, dass selbst er objektiv war, weil er es nicht sein kann. Hätte man das eine oder andere nicht besser/anders machen können?
Aber genau das ist das Schöne, oder der Fluch, an der Kunst/Photographie. Das Perfekte gibt es nicht, nicht für alle Betrachter gleichzeitig und das Bessere ist der natürliche Feind des Guten.
Soll heißen, dass die Bewertung einer Photographie immer im Auge des Betrachters liegt. Vor allem darf die emotionale Komponente nicht außer Acht gelassen werden und die wird nie bei allen Betrachtern gleich sein. Darum man wird immer vortrefflich darüber streiten können, ob ein Bild gut oder schlecht ist.
Aber wichtig sollte immer sein, dass man selbst nicht stehen bleibt, dass Kritik nichts Negatives ist, man kann sie annehmen oder sein lassen, genau wie Veränderung. Geschmäcker, Stil und bevorzugte Motive ändern sich ja auch.
Bestes Beispiel werden die Bilder auf dieser Seite sein, es wird Bilder geben die gefallen, genauso wie Bilder, die eben nicht gefallen.
Quintessenz ist für mich, ich werde weiter fotografieren, ich versuche besser zu werden und ich werde immer noch versuchen DAS Foto zu machen, auch wenn es dann auch gleich der Nagel wird, an dem meine Fotoausrüstung gehängt werden wird. Nur Bilder machen, die vielleicht der breiten Masse gefallen, mir aber nicht, werde ich so wenig wie möglich machen, denn ab und an wird sich das nicht vermeiden lassen.
Ich habe meinen „Stil“ auch noch nicht zu 100% gefunden, aber vielleicht will ich das sogar nicht einmal. Denn die Abwechslung, die Möglichkeit Neues/Anderes auszuprobieren soll noch lange mein Antrieb sein. Ich hoffe, dass meine „Klaustrophobie“ vor Schaffens-, Motiv- und Stilschubladen erhalten bleibt. Eine gesunde Neugierde und ein bisschen Kaltschnäuzigkeit und Spontanität wünsche ich mir für mich und für alle anderen, die diesem Hobby frönen.
Und wenn mir mein Bild gefällt, dann kann jeder dazu sagen was er will, aber mir gefällt’s und das werde ich mir auch nie ausreden lassen. Denn keiner weiß, warum der Blick, die Geste oder das kleine Detail diese emotional äußerst angenehme Erinnerung hervorruft, die diese Situation und das dazugehörige Bild für mich so klasse und unvergesslich macht.
Genauso werde ich mich weiterhin von dem einen namhaften, aber auch von vielen nicht namhaften Fotografen inspirieren lasse. Denn in jedem guten Bild findet man Dinge die nicht passen, wie in jedem schlechten Bild Ideen und Möglichkeiten zur Verbesserung der eigenen Werke stecken.
Alles gemäß dem Motto:
Wenn man nicht will findet man Gründe, wenn man will findet man Wege.
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen bedanken, die mich auf meinen bisherigen Weg begleitet, inspiriert, motiviert, zurück auf den Boden der Tatsachen geholt, aufgebaut, unterrichtet, kritisiert, gelobt, korrigiert und mit ihrer Zeit und mit Rat und Tat zur Verfügung gestanden haben und das hoffentlich in der Zukunft weiterhin auch noch tun werden. Ich freue mich auch über jeden der zu diesem Kreis noch dazukommen wird…